pv magazine: Wie haben sich die Modulpreise in diesem Jahr entwickelt?
Martin Schachinger : Die Preise stiegen das ganze Jahr über kontinuierlich an. Erst im November gab es eine Trendumkehr. Dafür gaben sie im Dezember dann kräftig nach und landeten auf dem Niveau der ersten Jahreshälfte. Aktuell befinden sich nämlich noch große Modulmengen in den europäischen Lagern der Hersteller. Vor allem die über das Jahr stark verzögerte Auslieferung von Wechselrichtern aber auch politische Unsicherheiten haben dazu geführt, dass gegen Ende des Jahres viele Kunden abgesprungen sind oder größere Projekte ins kommende Jahr verschoben wurden. So drohen viele Hersteller auf ihren Modulen sitzen zu bleiben und unterbieten sich gerade bei Sonderpreisen.
Zwischenzeitlich gab es einen großen Modulengpass. Besteht der weiterhin?
Tatsächlich war die Versorgung mit Modulen über das Jahr eigentlich ganz gut, Engpässe gab es nur vereinzelt und zeitlich sehr befristet. Viel dramatischer war aber die Lage bei Wechselrichtern und Speichern. Hier gab es sehr große Verzögerungen bei Produktion und Auslieferung, so dass viele Kunden monatelang auf die bestellte Ware warten mussten. Zumindest dieser Knoten scheint mittlerweile geplatzt zu sein – die bestellte Ware kommt wieder an, und zwar in geballter Form. Mengen, auf die wir Großhändler das ganze Jahr gewartet haben, werden nun von den Herstellern innerhalb von zwei bis drei Monaten ausgeliefert. Doch wir Händler haben für die Materialflut keine ausreichenden Verteilkapazitäten. So wird sich der Abbau des Lieferstaus noch bis weit inste Quartal hinziehen.
Ebenfalls significant waren die Steigerungen der Transportkosten. Wie hat sich die Situation hier entwickelt?
Corona-bedingt befanden sich die Transportpreise, insbesondere für internationale Containerfrachten Anfang des Jahres noch auf einem Allzeithoch. Mittlerweile haben sich die Preise aber wieder normalisiert und sind beinahe schon wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen. Auch die Siliziumpreise sinken wieder merklich. Darüber hinaus hat sich das Wechselkursverhältnis zum US-Dollar wieder zugunsten des Euros verändert – alles Faktoren, die den Modul- und den Systempreis sinken lassen.
¿Erwarten Sie mit Blick auf 2023?
Einige Materialien sind zwar nach wie vor knapp, außerdem wirken sich manche der oben genannten Faktoren erst einmal nur auf den Produktionspreis aus. Bis die Preiserleichterung beim Endkunden ankommt, dauert es oft noch Monate. Dennoch deutet alles darauf hin, dass die Solarmodulpreise im neuen Jahr nicht mehr steigen werden, sondern spätestens ab dem 2. Quartal eher kontinuierlich fallen. Die Verfügbarkeit von Wechselrichtern und Energiespeichern wird sich auch wieder verbessern, allerdings werden einige sehr begehrte Produkte noch über einen längeren Zeitraum knapp bleiben. Nach den Preiserhöhungen Ende des alten Jahres und zu Anfang des neuen Jahres werden die Preise hier aber stabil bleiben.
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